Vom JudoTeam Steinheim war ein Quartett mit Trainerin Trixi Kästle zu den Deutschen Einzelmeisterschaften nach Hamburg gereist. Dies allein war für das JudoTeam Steinheim schon ein Erfolg. Zurück kehrten sie mit einem Deutschen Meistertitel. Steffen Hoffmann siegte in der Klasse bis 66 Kilogramm. Der Steinheimer schreibt damit nicht nur Vereinsgeschichte, der erste Deutsche Meistertitel bei den Männern für das JudoTeam, sondern ist damit auch auf einem guten Weg in Richtung Männernationalmannschaft.
Am Samstagmorgen lag Anspannung in der Luft, aber auch eine Vorfreude auf den Wettkampf war zu spüren und die Lust, endlich diesen Titel zu erkämpfen. Konzentriert ging Hoffmann in die erste Begegnung, nicht Überpesen war die Devise. Aber schon nach dreizehn Sekunden kam die Situation für einen starken Wurfansatz. Für einen fulminaten Uchi-Mata (Innenschenkelhüftwurf) erhielt der Steinheimer gegen Lennart Wodnitzki vom TSV München-Großhadern einen vollen Punkt.
Auch gegen Nicki Graczyk von der Sport-Union Witten-Annen kam er mit seiner Spezialtechnik zum Erfolg, erhielt aber nur eine mittlere Wertung dafür. Taktisch klug kämpfte er weiter, ließ nichts mehr anbrennen und stand damit im Halbfinale. Im Kampf um den Finaleinzug traf er auf den Konterspezialisten Maxime Junghänel vom Judoclub Mönchengladbach. Auch hier agierte Hoffmann ruhig und überlegen, setzte gute Aktionen ohne großes Risiko und wurde für seine Geduld belohnt. Einen Konterversuch von Junghänel konnte Hoffmann mit einer Großen Innensichel übernehmen, erhielt dafür eine Wertung und ließ sich den Finaleinzug mit einer Haltetechnik nicht mehr nehmen.
Im Finale zeigte Hoffmann, dass er einiges dazugelernt hat: In den letzten Jahren suchte er in seinen Kämpfen in den Ippon, den Wurf, der den Kampf sofort beendet. Gegen Manuel Scheibel vom TV Abensberg machte er einen guten taktischen Kampf. Zwei starke Wurfansätze zu Beginn brachte Hoffmann nicht zum Abschluss und er änderte seine Strategie: dominanter Griffkampf und Wurfansätze ohne großes Risiko, gekontert zu werden. Die Linie ging auf, mit einem kleinen Vorteil durch Bestrafung wegen Passivität des Abensbergers, sicherte sich Steffen Hoffmann sich seinen ersten deutschen Meistertitel bei den Männern.
Bei den Meisterschaften hat Deutschlands Nummer eins in dieser Klasse gefehlt. Sebastian Seidl kämpfte zeitgleich beim Grand Prix in Havanna um das Olympiaticket. Hoffmann konnte sich mit dem Titelgewinn nun ebenso für internationale Einsätze empfehlen. Die erste Chance erhält er beim Grand Prix in Düsseldorf am 19. Februar. Erstmals darf er dann auf einer ganz großen Wettkampfbühne bei den Männern auf der Matte stehen.
Das »Küken« Jana Scheffold präsentierte sich gut auf ihrer ersten Deutschen Meisterschaft der Frauen. Mit einer kleinen Wertung für Uchi-Mata siegte sie gegen Jessica Keil aus Bayern, steckte allerdings eine klare Niederlage gegen Miriam Schneider vom JC Hennef ein. In der Trostrunde gelang ihr noch ein Sieg gegen Tanja Schmadl aus der Pfalz. Gegen die erfahrene Jesscia Lindner aus dem Saarland musste sie eine Wertung abgeben, schaffte allerdings den Ausgleich durch einen O-Uchi-Gari (Große Innensichel). Leider konnte sie der Dynamik der Gegnerin auf Dauer nicht standhalten und musste den Kampf durch eine Abtauchtechnik noch abgeben. Am Ende ein guter siebter Platz für Scheffold.
Am Sonntag ging es Für Rebecca Bräuninger in der Klasse bis 63 Kilogramm zur Sache. Auch sie hatte sich einiges vorgenommen. Die Bundeswehrsoldatin der Sportfördergruppe Köln erwischte einen guten Start. Gegen Isabel Schuldt aus NRW kam sie mit einer Aushebetechnik schon nach fünfzehn Sekunden zum Erfolg. Gegen Julia Malcherek vom PSV Duisburg schaffte Bräuninger einen Arbeitssieg und holte die Wertung zum Sieg mit einem Haltegriffansatz. Auch im Halbfinale gegen Selina Dietzer vom JSC Heidelberg dominierte sie über weite Strecken den Kampf, allerdings ließ sich die Pleidelsheimerin von einer Großen Außensichel überraschen und konnte die abgegebene kleine Wertung in der letzten Kampfminute nicht mehr wett machen. Im Kampf um Bronze traf sie Sheena Zander vom JC Mönchengladbach. Bräuningers Wurfansätze prallten an dem Fels in der Brandung ab. Sie schaffte es nicht, das Gleichgewicht der Gegnerin zu brechen. Eine kleine Wertung durch eine Selbstfalltechnik von Zander brachten die kampfentscheidende Wertung. Zander blockierte den Kampf und eine letzte gerechtfertigte Bestrafung wegen Mattenflucht wurde nicht gegeben. Die Hoffnung auf eine Medaille bei diesen Titelkämpfen war geplatzt. Am Ende hat Bräuninger das Podest knapp verpasst.
Guido Kramer war ohne große Erwartungen in Hamburg auf die Matte gegangen. Im ersten Kampf siegte er gegen Robert Strohschein aus Rostock. Im zweiten Kampf traf er auf den Lokalmatador und späteren Titelträger David Tekic und war dabei zu Beginn etwas chancenlos, da er sich nicht traute. In der Trostrunde siegte er gegen Franz Hettich aus dem Saarland und musst dann eine Niederlage gegen den Berliner Maximilian Schubert einstecken. Für Kramer ein guter siebter Platz bei seinen neunten nationalen Titelkämpfen. Für Scheffold, Bräuninger und Hoffmann geht es am Wochenende schon wieder mit den Wettkämpfen weiter. Die Frauen stehen bei den Belgien Open in Arlon auf der Matte und Hoffmann in Vise bei den Männern.